Tagesspiegel recherchiert zu Risiken der 5G-Einführung

in 5G, Ausland, Fortbewegung, Gesundheit, Politik

Das Journalistenteam Investigate Europe legte Mitte Januar 2019 dar, dass “Europa ein mögliches Krebsrisiko von 5G ignoriere”. Die Journalisten verweisen dabei auf die bekannte NTP-Studie, auf die italienische Krebsforscherin und Forschungsdirektorin Fiorella Belpoggi (Bologna) und auf eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz, die allesamt ergaben, dass Mobilfunkstrahlung die Tumor-Ausbreitung in Körpern von Mäusen signifikant begünstigt.

Zudem weisen sie auf die Appelle zahlreicher Wissenschafter hin, die aber von europäischen Regierungen und der europäischen Kommission ignoriert werden.

ICNIRP und die Verflechtungen

Warum also finden Kritiker kein Gehör? Der Artikel beantwortet die Frage mit der Existenz des Vereins ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection) und den Verflechtungen der Mitglieder; diese seien in den zuständigen Institutionen tätig und steuern so die Diskussionen. kumu.io stellt die Verflechtungen grafisch dar. Es tauchen u.a. folgende, für verschiedene Regierungen massgebliche Organisationen auf:

  • WHO EMF
  • International Agency for the Research of Cancer (IARC)
  • Advisory Group on Non-Ionising Radiation (AGNIR): Die Dokumente von AGNIR werden von der britischen Regierung und den dezentralen Verwaltungen herangezogen und wurden bei der Entwicklung von Expositionsrichtlinien verwendet.
  • Wissenschaftliche Ausschuss für neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken (SCENIHR); wissenschaftlicher Ausschuss, der die Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucherschutz der Europäischen Kommission berät.
Verflechtungen am Beispiel WHO EMF: 6 Personen sind aktuelle ICNIRP-Mitglieder, eine ist ehemaliges Mitglied (Quelle: kumu.io)

ICNIRP ist der Überzeugung, dass Mobilfunkstrahlung keine langfristigen gesundheitsschädigenden Wirkungen verursacht (“The overall evaluation of all the research on HF fields leads to the conclusion that HF exposure below the thermal threshold is unlikely to be associated with adverse health effects.“).

ICNIRP vertritt diese Meinung seit 1998, darauf basieren – leider immer noch – die aktuellen Schutznormen vieler Länder. Der Verein beruft seine Mitglieder selber und es befinden sich darin keine Fachleute, die auf aktuellere Forschung verweisen und sich für strengere Grenzwerte einsetzen.

Die Regierung in Deutschland dagegen folgt unbeirrt den Empfehlungen der ICNIRP.

Tagesspiegel, aufgerufen am 16.01.2019

diagnose:funk hat eine klare Meinung zum Verein ICNIRP:

Die ICNIRP beurteilt seit Jahren alle Studien, die die Geschäfte der Mobilfunkbranche beeinträchtigen könnten, als irrelevant. Genau dafür wurde die ICNIRP gegründet. Sie ist der Firewall für die Industrie.

diagnose:funk, aufgerufen am 16.01.2019

Auch über die Schweiz berichtet der Tagesspiegel, leider unter der falschen und verbreiteten Annahme, dass die schweizer Grenzwerte zehnmal strenger seien als in Europa (RIchtigstellung im falsche Behauptungen und richtige Antworten).

5G-Hype ausser Kontrolle

Der Hype um 5G sei ausser Kontrolle geraten, so der britische Telekom-Experte Prof. William Webb. Die Schon bei der Einführung von 4G sei es den Netzanbietern nicht gelungen, den Kunden höhere Gebühren aufzudrücken. Zu 5G passen die Geschäftsmodelle, die auf monatlichen Gebühren basieren, nicht. Für die Kunden biete 5G vorerst keine nennenswerten Vorteile. Einzig Produzenten wie Huawei oder Ericsson können davon profifitieren. Ausser der Automatisierung von Fabriken seien “kommerzielle Erfolgsmodelle noch völlig offen”.

Trotzdem stehen die Netzanbieter in der EU und in der Schweiz unter Druck, möglichst rasch die Rechte für die Nutzung neuer Frequenzen zu erwerben; entsprechende Auktionen finden diese Jahr (2019) statt. In Italien hat die Auktion bereits stattgefunden und dem Staat 5.5 Milliarden Euro eingebracht, was Experten als “ruinös” bezeichnen.

Quellen: https://www.kumu.io/, tagesspiegel.de, beide aufgerufen am 16.01.2019
Bild: Christian Wiediger auf Unsplash

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