Sind Paul Steffen und das BAFU glaubwürdig? Grenzwertige Aussage in der Tagesschau vom SRF

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Der Vizedirektor des Bundesamt für Umwelt (BAFU), Dr. Paul Steffen, wiederholt am 20. Juli 2019 in der Hauptausgabe der Tagesschau des Schweizer Fernsehens einmal mehr die Mär, dass in der Schweiz an Orten, an denen sich Menschen häufig aufhalten, zehnmal strengere Vorgaben für nichtionisierende Strahlung gelten als im Ausland.

Bereits Ende Dezember 2017 hat Dr. med. Edith Steiner, Leiterin der «Arbeitsgruppe elektromagnetische Felder» und Vorstandsmitglied der AefU, in der Zeitschrift Oekoskoop 4/17 auf Seite 6 darauf hingewiesen, dass mit dieser Aussage Äpfel mit Birnen verglichen werden. Tatsache ist, dass in der Schweiz dieselben Immissionsgrenzwerte (IGW) gelten wie im Ausland. Die Immissionsgrenzwerte, die einer Empfehlung der industrienahen ICNIRP folgen, gelten überall, wo sich Menschen aufhalten können und beziehen sich auf die Summe der Belastung aus allen Sendeanlagen.

Die Schweiz hat jedoch in der Verordnung zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV) zusätzlich einen Anlagegrenzwert (AGW) festgelegt. Dieser ist ca. zehnmal kleiner als der IGW. Er bezieht sich jedoch nicht auf die Gesamtbelastung wie der IGW, sondern beschränkt sich auf die Exposition durch eine einzige Sendeanlage. Zudem gilt er nicht überall, wo sich Menschen aufhalten können, sondern nur an sogenannten Orten mit empfindlicher Nutzung (OMEN). Der Anlagegrenzwert stellt primär eine Emissions­begrenzung für eine einzelne Funksendeanlage zum Schutz der unmittelbaren Antennenan­wohner dar.

Abbildung 1: Die praktischen Auswirkungen der heutigen Grenzwertregelung sind in beiden Ländern etwa gleich. (Quelle: funkstrahlung.ch)

Im Ausland kennt man zwar keinen AGW, dafür aber andere Regeln zur Emissionsbe­gren­zung für die einzelne Mobilfunkanlage. In Deutschland sind das von der Sendeleistung und weiteren Bedingungen abhängige Sicherheitsabstände von Sendeanlagen. Wie ausgedehnte Messkampagnen in Deutsch­land zeigen, führt der Schweizer AGW zu keinem signifikant höheren Schutz­niveau, als es die Regeln unserer Nachbarn tun. Bei den allermeisten Antennenan­wohnern wird in Deutschland auf Grund der dort geltenden Sicher­heits­ab­stände, der Dämpfung durch die Gebäudehülle und der Tatsache, dass das Zentrum des Sendestrahls in der Regel nicht direkt auf nahe Gebäude trifft, der Schweizer AGW ebenfalls eingehalten und nur bei wenigen überschritten, dies jedoch bei weitem nicht um den Faktor 10. Anzumerken ist noch, dass der AGW in der Schweiz bei bestimmten Konstellationen überschritten sein darf.

Wir stellen also festdass unterschiedliche Regeln in der Praxis einzelner Länder dort zu einem ähnlichen Schutzniveau wie in der Schweiz führen. Da sich die Regeln im Ausland an keinem Vorsorge­pri­mat orientie­ren, kann man den vorsorglichen Charakter des Schweizer AGW durchaus in Frage stellen.

Die Mitarbeiter des BAFU müssten eigentlich die wahren Gegebenheiten kennen. Dennoch wird unserer Bevölkerung seit zwei Jahrzehnten unablässig suggeriert, sie sei wegen des 10-mal tieferen Schweizer Vorsorgegrenzwertes gegenüber dem Ausland besser geschützt. Wenn nun ein Chefbeamter des Bundes am Fernsehen erneut diese irreführende Aussage macht, so wirkt das nicht gerade vertrauensbildend.

Im Tagesschaubeitrag vom 20. Juli 2019, welcher auf Grund unserer Medienmitteilung Rechtsgutachten entzieht 5G-Antennen die Legitimation ausgesendet wurde, erfolgte folgende, irreführende Aussage von Paul Steffen, Vizedirektor des Bundesamtes für Umwelt (BAFU): «Die Vorgaben in der Schweiz für den Schutz vor nichtionisierender Strahlungen, wo sich Menschen häufig aufhalten ist hier zehnmal strenger als im Ausland.»

Abbildung 2: Diese Grenzwerte gelten für die allgemeine Bevölkerung an jedem Ort und jederzeit. Mehrere Länder/Regionen haben diesen Wert so tief gelegt, dass er eine gewisse Vorsorgekomponente enthält. Die Schweiz zählt nicht dazu. (Quelle: funkstrahlung.ch)

Abbildung 3: Diese Grenzwerte gelten für bestimmte Orte und enthalten, allenfalls zusammen mit weiteren Massnahmen, eine gewisse Vorsorgekomponente. Einige Länder haben tiefere Werte als die Schweiz. (Quelle: funkstrahlung.ch)

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