EMPA-Studie im Auftrag von Wirtschaftsverband und Mobilfunkplatzhirsch 5G-Technologie und Umweltschutz?

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Eine Studie der EMPA im Auftrag des Wirtschaftsverbands swisscleantech und des Mobilfunkbetreibers Swisscom soll belegen, dass die 5G-Technologie im 2030 dem Umweltschutz dient. Ein effizienterer Datenverkehr und dadurch ermöglichte neue emissionssparende Technologien, wie selbstfahrende Autos, sollen zu weniger Treibhausgasemissionen führen.

Mobilfunkstrahlung ist bereits per se als Umweltbelastung klassifiziert, für welche Grenzwerte festgelegt sind. Auch verbraucht Mobilfunk einiges an Strom. Fachleute schätzen, dass über 20% des weltweiten Stromverbrauches in die IT fliessen wird.

Irreführend in der Studie der EMPA ist auch der per 2030 prognostizierte Rückgang des 4G-Netzes auf 20 Prozent, bezieht sich dieser doch auf den Datenverkehr. Im Sinne des Umweltschutzes wäre einzig eine Reduzierung des Datenvolumens. Dem gegenüber steht eine zu erwartende massive Steigerung des Datenverkehrs.

 

Der Benzinverbrauch auf Autobahnen gegenüber Landstrassen ist geringer. Wollen wir deshalb durch den Bau von Autobahnen den Benzinverbrauch minimieren?

 

Beim Mobilfunk stellt sich die Frage: Wollen wir eine Erhöhung des Datenverkehrs durch den Ausbau des Mobilfunknetzes und erhöhte Strahlenbelastung erzielen? Wozu brauchen wir überhaupt mehr Datenverkehr?

Ein Bericht des Bundesamts für Kommunikation BAKOM aus dem Jahr 2015 belegt, dass die starke Zunahme des Datenverkehrs auf der zunehmenden Nachfrage nach Video Streaming (zum Beispiel Netflix oder YouTube), Mobil-TV, Spiele oder auf Überwachungskameras beruht. Diesem wachsenden Bedarf soll der Ausbau des 5G Mobilfunknetzes dienen. Unseres Erachtens eine unnötige Mehrbelastung von Mensch und Umwelt mit Mobilfunkstrahlung, können doch Videos genauso gut am Festnetz heruntergeladen und zum Ansehen für unterwegs, auch auf dem Handy gespeichert werden.

Prozentualer Anteil an Videokonsum im Mobilfunk im Jahr 2019 und 2025.

Quelle: Ericsson Mobility Report 2020

Der 5G-Ausbau soll auch selbstfahrende Autos ermöglichen. Doch sind selbstfahrende Autos wirklich im Sinne des Umweltschutzes? Wollen wir eine Umlagerung vom öffentlichen Verkehr aufs Auto, und damit massiv mehr Verkehr? (siehe Beitrag Vorstandsmitglied Martin Zahnd der IGAWB)

Des Weiteren wird Telechirurgie angeführt. Allein das absurde Beispiel einer Operation im Spital durch einen Arzt von einer Alphütte aus spricht Bände und dürfte kaum durch Patienten gewünscht werden. Wer garantiert darüber hinaus die Verbindungssicherheit gegen Übertragungsausfälle oder -aussetzer?

In der Landwirtschaft wird Smart Farming in Aussicht gestellt. Drohnen und selbstfahrende Traktoren sollen die Zukunft sein. Doch ein selbstfahrender Traktor oder eine Drohne orientieren sich über GPS. Mobilfunk wäre nur nötig, wenn der Operator, der Bauer, via Kamera live vom Arbeitszimmer aus dem Traktor oder dem Drohnenflug zuschauen möchte. Soll für derartige sinnlose beziehungsweise punktuelle Einsätze tatsächlich eine vollständige, das ganze Jahr im Betrieb stehende 5G Mobilfunk-Infrastruktur mit allen Immissionen hochgezogen werden?

Die schädigende Wirkung von Mobilfunkstrahlung auf Mensch und Natur wird in der Studie grosszügig übergangen – eine mehr als durchsichtige Vermarktungsstrategie, diese einseitige Anpreisung von «Vorteilen» der 5G-Technologie zugunsten der Umwelt.

 

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10 Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Das Bild der blühenden Linde, die “Abneigung” vom nahen Sender zeigt (hier im Foto rechts unten), macht die Wirkung der Mobilfunkbelastung offen-sichtlich.
    Mehr dazu:
    “Beobachtungsleitfaden: Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung”, https://kompetenzinitiative.com/wissenschaft/beobachtungsleitfaden-baumschaeden-durch-mobilfunkstrahlung/
    “Bäume im Visier von Mobilfunkantennen”, in der Fachzeitschrift dergartenbau.ch
    https://kompetenzinitiative.com/wp-content/uploads/2019/08/dergartenbau_13_2017.pdf

  2. Die Schäden sind enorm und nicht wieder gut zu machen, z.B. die Klimaerwärmung und Fauna und Flora. Weshalb niemand vorher daran gedacht hat ist mir ein Rätsel und viele Wissenschaftler haben sogar auch schon abgeraten???? Ein Wissenschaftler hat einmal gesagt, dass Schulen welche Wifi/Wlan verwenden kriminell sind und das war lange vor 5G!!!!

  3. Es irritiert mich, dass in der Öffentlichkeit seit längerer Zeit hauptsächlich über die Schädigungsrisiken resp. Unbednklichkeit von 5G berichtet wird. Dass massive Schädigungen bereits mit 3G/4G nachgewiesen wurden, wird vergessen.

    1. 5G wird entwickelt damit Maschinen schneller kommunizieren können. Ob das die Kommunikation biologischer Organismen stört, ist leider nicht Gegenstand der Forschungen.
      Die Firmen stehen im Wettbewerb um möglichst schnell die neue Technik anzubieten. So bleibt keine Zeit für Langzeitstudien und die Untersuchung biologischer Wirkungen. Wie bei der “friedlichen Kernkraft” werden Langzeitwirkungen ausgeblendet und Lösungen auf später verschoben….
      Die Roboter werden davon profitieren – aber wie reagieren die Lebewesen ? ?

    2. Ja, das stimmt und ich habe auch das gefühl dass etwas das bewährt war und gut – Telefon (läuft jetzt nur noch über Computerbox) – abgeschafft wurde wobei gar nicht beachtet wurde dass die heutigen Handy/Smartphone gar keine Telefongeräte mehr sind, sondern Computer!!!!

  4. Wer mit wirtschaftlicher Macht eine Behauptung aufstellt scheint nicht mehr dazu aufgefordert zu sein diese beweisen zu müssen.
    Der in Aussicht stehende Profit wischt Vernunft weg. Ein scheinbar sauberer Tisch bleibt. Intelligente Menschen stehen dahinter. I
    ch frage mich wieviel Ehrlichkeit auch in Hinsicht ihrer Motive besteht.
    Sind diese Menschen wirklich für Entscheidungen gerüstet, die mehr als ihre persönlichen Visionen und Wünsche betrifft?

  5. Das ist wieder einmal zu erwarten gewesen. Es regt sich Widerstand gegen 5G, und die Telekommunikationsbranche behauptet jetzt einfach ganz dreist, dass die neue Technologie sogar gut für Umwelt und Mensch ist. Was für eine Arroganz! Aber seit die IT- und Telekommunikationskonzerne die wirtschaftliche Weltherrschaft anstreben, muss man sich wohl über nichts mehr wundern.

    Digitalisierung um jeden Preis: Sieht so wirklicher Fortschritt aus, für unser Leben und das der anderen Arten auf diesem Planeten?

    Zum Kommentar von Herrn Burr: Das mit dem Autonomen Auto sehe ich ganz genauso. In meinem Job dreht sich fast alles um IT, und ich kann nach jahrelanger Erfahrung auch im Support-Bereich nur sagen, dass es weder perfekte Software noch 100% verlässliche Hardware gibt. Wer sein Leben also in die Hände eines computergesteuerten Autos legt, ist selbst schuld.

    Viele Grüße aus Deutschland

  6. Die Argumentation erinnert mich ganz an die 60ger-Jahre während der Atompropaganda. Heute realisieren wir langsam, was wir uns für Gefahren eingehandelt haben, wofür wir immer noch keinen Platz für die Endlagerung haben und die Folgen unseren nachfolgenden Generationen überlasen.
    Das Autonome Auto wird nie möglich sein, weil die Elektronik immer wieder Ausfälle hat und dann unabsehbare Folgen entstehen. Ich warne vor der Überheblichkeit, die sich in diesen Vorstellungen zeigt.