Gastkommentar von Markus Durrer zu Rööslis Konter in der NZZ «Strahlenschützer» vs. «Schutz vor Strahlung»

in 5G, Schweiz

Prof. Dr. Martin Röösli nimmt in der NZZ indirekt Stellung auf den kürzlich veröffentlichten Fachartikel vom Gesundheitstipp «Ein Experte im Dienst der Mobilfunkindustrie». Wir wollen den Kommentar dazu von Markus N. Durrer, seines Zeichen Elektroingenieur, nicht vorenthalten.

Als Statistiker betrachtet er nur 98% aller Messergebnisse. Seine Aussagen beziehen sich in der Regel auf die durchschnittliche Belastung der Bevölkerung und nicht auf die direkter Antennenanwohner. Auch unterschlägt er, dass mit 5G Anwendungen mit noch grösserem Datenhunger möglich werden und welche die bessere spektrale Effizienz mehr als nur egalisieren. Dass die neuen Antennen «leiser» sein werden, ist heute nicht nachgewiesen – diese Antennen sind zwar installiert, aber gar noch nicht richtig in Betrieb. Simulationen dazu zeigen je nach angenommenem Nutzungsszenarium ein unterschiedliches Bild. Weshalb fordern die Mobilfunkbetreiber wohl höhere Grenzwerte, wenn diese Antennen tatsächlich zu einer geringeren Belastung führen?

Mit dem Flugzeug mit anderem Sound hat Röösli gar kein so schlechtes Gleichnis gewählt. Beim Lärm ist man sich heute einig, dass es nicht nur auf die Lautstärke ankommt, sondern auch auf Schärfe, Tonheit, Rauhigkeit, Schwankungsstärke und Impulshaltigkeit.

Bei Funkstrahlung verhält sich das ähnlich. Durch Modulation werden Funkwellen in ihrer Amplitude verändert. In zahlreichen Studien wurde die Wirkung von Strahlung mit starker und ohne Modulation erforscht. Vor allem Studien bezüglich veränderten Hirnwellen an exponierten Probanden oder Zellstress bei Zellkulturen zeigen Effekte nur bei starken Änderungen im Amplitudenverlauf, bei unmodulierten  Strahlen, die das Gewebe gleich stark erwärmen, jedoch nicht. Adaptive Antennen, wie sie nun für 5G vorgesehen sind, fördern mit dem Kommen und Gehen sehr starker Strahlenkeulen genau solche Effekte. Thermomodell-Dogmatiker, wie es die ICNIRP-Mitglieder (z.B. Röösli) sind, ignorieren im Zusammenhang mit Funkstrahlung jedoch alles, was nicht thermisch begründbar ist.

Richtig erkennt Röösli, dass die Digitalisierung unser all unsere Lebensbereich durchdringen wird und deshalb mannigfaltige Auswirkungen auf unser Leben, so auch unsere Gesundheit haben wird. Diese nicht abwendbare Entwicklung ist nicht nur kritisch zu sehen, sondern durch unser Gesellschaft in akzeptable Bahnen zu lenken. Trotz dieser grossen Herausforderung darf die Strahlenbelastung nicht ausser Acht gelassen und schon gar nicht schöngeredet werden.

Markus N. Durrer, Elektroingenieur und Leiter Institut für Bauhygiene (IBH)

Unser Beitrag vom 2. Juli 2019
Ein Experte im Dienst der Mobilfunkfirmen

Martin Röösli ist in der Schweiz DER Fachmann, wenn es um Forschung und Aussagen zu Gesundheitsaspekten im Zusammenhang mit Mobilfunk geht. In fast sämtlichen Zeitungsartikeln wird er als Experte angefragt, meist ohne Gegendarstellung, so als ob Martin Röösli als unabhängiger Experte zu taxieren sei. Diesen Hintergrund hat der Gesundheitstipp auf eindrückliche Weise recherchiert und unter dem Titel «Ein Experte im Dienst der Mobilfunkfirmen» kürzlich veröffentlicht. Wir machen diese Recherche nun auf unserer Website für Sie zugänglich.

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Rööslis Gastkommentar unter nzz.ch vom 4. Juli 2019
5G und die echten Strahlenschützer

Es gibt grosse Bedenken gegen 5G. Dieser Mobilfunkstandard ermöglicht es aber, mehr Daten mit weniger Strahlung zu verschicken. Damit verhindert 5G, dass die Strahlenbelastung parallel zur Datenmenge zunimmt.

Zum NZZ-Kommentar

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