Stellungnahme der Baurechtsabteilung zum Arbeitsbericht «Mobilfunk und Strahlung» Medienmitteilung der Baurechtsabteilung: «5G – Wir haben ein Zeitproblem»

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Zürich, 30. November 2019  Der am 28. November 2019 vom BAFU publizierte Bericht «Mobilfunk und Strahlung» enthält zwar eine umfassende Zusammenfassung der Faktenlage zum Mobilfunk. Die künftige Weiterentwicklung des Mobilfunks bleibt aber noch immer völlig offen, denn es stehen verschiedene Optionen zur Diskussion. Erst wenn entschieden ist, welche Option umgesetzt werden soll, ist es überhaupt möglich, eine Vollzugsempfehlung für die einzelnen Baugesuche zu erarbeiten. Doch nach dem Zeitplan der Betreiber und des BAFU soll die behördliche Vollzugsempfehlung bereits im Januar 2020 erscheinen. Ein Entscheid über die Option müsste also im Dezember fallen. Dies bringt uns und die Bevölkerung in eine unmögliche Situation, weil eine öffentliche und politisch brisante Diskussion während der Advents- und Weihnachtszeit eine Illusion ist. Darum ist ein «Marschhalt jetzt» gefordert!

Übereilte Einführung von 5G

Im Rückblick auf die vergangenen Monate fällt uns in erster Linie das unglaublich hohe Tempo bei der Einführung von 5G auf. Täglich werden mindestens drei Baugesuche für adaptive 5G-Antennen eingereicht. Im Gleichschritt dazu erhebt die Bevölkerung fast gegen jedes Baugesuch Einsprache und geht mit allen verfügbaren Mitteln gegen Bagatelländerungen vor. In der Schweiz stehen mit Abstand am meisten 5G-Antennen weltweit. Was sich seit langem abzeichnet, bestätigt der nun vom BAFU publizierte Bericht «Mobilfunk und Strahlung». Auf allen Ebenen ist die Unsicherheit gross, Abklärungen und Studienlage sind dürftig, was den Schluss zulässt: die Einführung von 5G erfolgte völlig übereilt.

Vollzugshilfe für adaptive Antennen fehlt

Da es für die Gemeinden schlicht unmöglich ist, die Baugesuche zu beurteilen, wurde bis heute kaum über ein Baugesuch für adaptive 5G-Antennen entschieden. Die Gemeinden müssen mithilfe der Vollzugsempfehlung abschätzen können, wie stark die umliegenden sensiblen Orte belastet werden. Da adaptive Antennen technisch ganz anders funktionieren als herkömmliche Antennen, muss mit einer viel höheren Strahlenbelastung gerechnet werden. Will man mehr Daten übertragen, muss eine adaptive Antenne zwingend mehr strahlen. Eine Vollzugsempfehlung für adaptive Antennen steht bis heute aus.

Das lange Warten hat kein Ende

Erst wenn entschieden ist, welche der Optionen umgesetzt werden soll, ist es überhaupt möglich, eine Vollzugsempfehlung zu erarbeiten. Ein Entscheid ist in einigen Monaten, wenn nicht sogar erst in mehr als einem Jahr zu erwarten. Deshalb auch, kann eine Vollzugsempfehlung erst dann erscheinen – entgegen den Plänen von Betreibern und BAFU. Während dieser Frist dürfen die Gemeinden nicht über hängige Baugesuche entscheiden (siehe Rechtsgutachten zu 5G vom 21. November 2019). Bevölkerung und Gemeinden werden damit ungewohnt gefordert, ja unter Druck gesetzt. Denn Tag für Tag dürfen die Betreiber weitere Baugesuche einreichen und verursachen damit Zehntausende verärgerte Betroffene und einen immensen Stau an Baugesuchen (aktuell knapp 800). Wir fordern darum ein nationales 5G-Moratorium. Unsere Minimalforderung an alle Verantwortlichen sind ein sofortiger Marschhalt, die Sistierung aller Baugesuche und eine Aufforderung an die Adresse der Betreiber, keine neuen Baugesuche mehr zu stellen.

Nachhaltige Option

Als Option für die zukünftige Entwicklung des Mobilfunknetzes kommt für uns ausschliesslich der Vorschlag der Ärztinnen und Ärzte für Umwelt und des Städteverbands in Frage: Trennung von Innen- und Aussenraumversorgung. Gemäss Swisscom-Präsentation an Informationsveranstaltungen nutzen die Konsumenten das Mobilfunknetz jeweils nach Feierabend bis ca. 22 Uhr am stärksten – genau dann, wenn die Nutzer zu Hause sind und die Daten über das eigene Netzwerk beziehen können. Würde der Datenkonsum über das Mobilfunknetz weiterhin exponentiell wachsen, stiesse 5G mit den heutigen Frequenzen bereits an seine Grenzen, längst bevor 90% der Bevölkerung einen 5G-Zugang haben. Ein Ausbau des Glasfasernetzes und eine Trennung von Innen- und Aussenraumversorgung bilden zurzeit die einzige nachhaltige Lösung.

Ressourcenschonendste Lösung

Auch im Hinblick auf die Schonung unserer Energieressourcen ist die skizzierte Lösung hervorragend geeignet. Denn eine Vervierfachung des Grenzwertes (von 5V/m auf 20 V/m) hätte einen Strombedarf von achtfacher Höhe zur Folge, und eine Verdoppelung der Zahl der Antennen würde im Endeffekt zu einem sechzehnmal höheren Strombedarf führen. Trotz der öffentlichen Diskussionen zu Energiewende, Schonung der Ressourcen und Nachhaltigkeit befasste sich bisher noch kein Experte mit dieser naheliegenden Rechnung. Im Bericht «Mobilfunk und Strahlung» fehlt eine verantwortungsbewusste Gesamtschau der 5G Thematik, die gesundheitliche Faktoren der ganzen Biosphäre (Mensch, Tiere, Pflanzen) berücksichtigt und die Fragen des Energiebedarfs und der Schonung unserer Ressourcen thematisiert.


Kontakt Verein «Schutz vor Strahlung»
Rebekka Meier, Leitung Baurechtsabteilung
rebekka.meier@schutz-vor-strahlung.ch, 032 652 61 61

11 Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Wer sich für das globale Ausmass der geplanten 5G Technologie interessiert, dem sei folgende Website wärmstens empfohlen:

    https://www.5gspaceappeal.org/

    Sie basiert auf sehr vielen Studien und wird von Umweltwissenschaftlern, Aerzten und Biologen mitgetragen.

    Der Bericht kann sogar als PdF auf deutsch heruntergeladen werden. Man kann seine Besorgnis per elektronischer Unterschrift an die UNO und an die EU ausdrücken.

  2. Guten Tag
    Ich bin so froh, dass viele Leute auch beunruhigt sind wegen 5g.
    nun, wer und wie kann ich helfen, dass ein nationales Moratorium zustande kommt?
    Freundliche Grüsse von Brigitte Bader

  3. Liebe Frau Meier,
    vielen Dank für den anschaulichen Bericht! Vor allem der zuletzt erwähnte Punkt „eine verantwortungsbewusste Gesamtschau der 5G Thematik, die gesundheitliche Faktoren der ganzen Biosphäre (Mensch, Tiere, Pflanzen) … und die Fragen des Energiebedarfs und der Schonung unserer Ressourcen“ sollten jetzt nochmals hervor gehoben und thematisiert werden! Man müsste eine Gruppe von versierten Personen zu dem Thema, wie fachspezifische Ärzte und Strahlenexperten (Gigaherz würde sich hier z.B. anbieten), zusammenstellen, die Vorträge in der gesamten Schweiz halten – eine Aufklärungstour sozusagen. Der Grossteil der Bevölkerung weiss leider immer noch nicht über die v.a. langfristigen Gefahren der Strahlenbelastung für Mensch, Tier und Umwelt und muss dringend aufgeklärt werden! Was nutzt es gegen den weltweiten CO2 Austoss auf die Strasse zu gehen, wenn die eigentliche, direkte Bedrohung gleich vor der eigenen Nase steht?!
    Wie kann man eine wahre und wirkliche Aufklärung voran treiben?
    Mit freundlichen Grüssen
    Dr. Janis-Philine Sarlak, Küsnacht/ZH

    1. Ich verstehe dies sehr gut. Es ist jedoch wichtig, dass Sie bleiben und weiterhin für ein Leben und eine Umwelt ohne 5G einstehen. Es braucht wache, bewusste Menschen!
      Beste Grüsse,
      M. Mosimann Martin

  4. Ich, danke für die Informationen.
    Wir stehen in Spiez ebenso unter Druck, haben gegen die erste Antenne Einsprache erhoben (über 300 Teilnehmende). Jetzt steht schon ein neues Baugesuch an. Perfid ist, dass Publikationen von Baugesuchen so gestaltet sind, dass Normalsterbliche nicht erkennen können, um was für eine Antenne es in dem Gesuch eigentlich geht. Es heisst z.B. Umbau einer bestehenden Antenne SPZI. Das ist eine Farce, wenn nicht sogar geplante Verschleierung der Behörde in Zusammenarbeit mit der Swisscom. Denn wenn dort stehen würde: Eine Antenne zum 5G-Betrieb dürfte die Einsprcheflut noch wesentlich grösser werden.
    Allein schon aus der Darstellung müsste meines rachtens eine Einsprache zumindest zur Neuausschreibung führen, denn man sollte ja wissen, gegen was man Einsprache erheben kann. Ein Grossteil derjenigen, die die Ausschreibung überhaupt in dem Amtsblatt (ein Allerweltskäseblatt im Übrigen) lesen, kann gar nicht wissen, was mit Umbau einer bestehenden Antenne gemeint ist – oder anders formuliert: man gibt blind einen Freipass.

  5. Guten Tag

    Ich finde toll, was hier jede/r Einzelne macht.
    Ich fände es jedoch am wichtigsten, dass alles was in die Richtung von 5G geht, dem Menschenrecht und auch Tierschutz unterstellt werden müsste.
    Nur so könnte dieser Wahnsinn meiner Meinung nach gestoppt werden. Eine Petition für die Menschenrechtskonvention einzureichen empfinde ich als eine sinnvolle Idee.
    Könnten wir das auf diesem Wege machen?

  6. Kleine spontane Anregung:
    Oben auf Ihrer Homepage “Spenden”, “Mitglied werden”, “Newsletter” grün hinterlegt, statt braungrau
    Würde nur schon optisch einladender wirken …

    Mit herzlichen Grüssen
    Urs

  7. Es scheint mir wichtig, dass die Volksinitiativen rasch eingereicht werden.
    Ich empfehle dem Verein, die beiden aktuellen Volksinitiativen aktiv zu unterstützen und
    den Mitgliedern die Links zu schicken.