Rechte von Antennenanwohnern mit Füssen getreten Medienmitteilung «Bundesrat lockert Grenzwert: Bis zehnfache Sendeleistung für 5G»

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Zürich, 17. Dezember 2021  Aus dem Buebetrickli zur Lockerung des Grenzwerts1 ist nun eine Verordnung2 geworden, die offensichtlich den Widerstand der Bevölkerung gegen 5G gewaltsam aufbrechen soll. Der Bundesrat übergeht damit zwei Ständerats-Entscheide, die grosse Mehrheit der Bevölkerung sowie die unermüdlichen Warnungen von Ärztinnen und Ärzten. Er bricht sein früheres Versprechen, die Grenzwerte für Mobilfunk nicht zu lockern. So will er auf illegitime Weise Antennenanwohnern, Gemeinden und Kantonen viele ihrer Rechte entziehen, obwohl Gerichte dies als unzulässig beurteilten. Wir verurteilen diesen bundesrätlichen Entscheid daher aufs Schärfste: Er gefährdet die Gesundheit, ist rechtswidrig und sorgt für Wut in weiten Kreisen, ebenso für viele hundert weitere unnötige Gerichtsverfahren.

Seit 2016 versuchen die Mobilfunkbetreiber aktiv die Grenzwerte für Mobilfunkanlagen zu lockern. Diese Grenzwerte gelten in der Wohnung, am Arbeitsplatz und auf dem Spielplatz. Zweimal stimmte der Ständerat gegen eine Lockerung der Grenzwerte, ebenso sprach sich die Bevölkerung gegen eine Lockerung der Grenzwerte für 5G aus: 85%3 der Befragten stimmten in einer Umfrage im Jahr 2020 dagegen. Antennen-Anwohner setzen sich mit tausenden Einsprachen zur Wehr. Dort wo Anlagen bewilligt wurden, hat man versprochen, die voraussichtliche Strahlenbelastung sei der Worst Case. Man verstand, dass die Grenzwerte jederzeit eingehalten werden müssen, so wie es der Bundesrat öffentlich mehrfach versprochen hatte. Sollte später der vom BAFU empfohlene Korrekturfaktor bei einem Projekt angewendet werden, gingen die bewilligenden Gemeinden davon aus, dass ein neues Baubewilligungsverfahren nötig würde.

Doch plötzlich kommt nun die Kehrtwende: Der Bundesrat greift zu seinem letzten Mittel, um die Einführung von 5G zu beschleunigen. Er hält in der revidierten Verordnung NISV fest, dass adaptive 5G-Antennen bis zu 10 Mal stärker strahlen dürften als die anderen Antennen. Sie sollen einen sogenannten «Korrekturfaktor» anwenden können, der über die effektive Strahlenbelastung hinwegtäuscht. Damit noch nicht genug: Der Bundesrat will unterbinden, dass irgend jemand dagegen Einsprache erheben kann und schreibt fest, dass weder die Antennen-Anwohner noch die Gemeinde überhaupt etwas von der Verstärkung der Sendeleistung der Antenne erfahren, während die Kantone nur ein geändertes Formular zu akzeptieren haben.

Die Argumentation zugunsten des Korrekturfaktors ist simpel, gleichzeitig aber technisch völlig falsch: Adaptive Antennen würden gesamthaft zu weniger Strahlung als konventionelle Antennen führen, weil sie gezielt strahlen würden. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall:

  • Eine adaptive Antenne kann mehrere Beams gleichzeitig mit voller Leistung ausstrahlen, wofür sie ja gebaut ist: Sie heisst MIMO-Antenne, das MO steht für Multiple Output – mehrfachen Output. Gerade die mehrfachen Beams sind ja der Trick bei adaptiven Antennen, um mehr Daten zu übertragen.4
  • Diese Antenne ist dafür da, viel mehr Daten zu übertragen, was wiederum zu mehr Strahlung führt (Rebound-Effekt)
    Die adaptive Antenne kommt zu den bisherigen Antennen und Frequenzen hinzu.
  • Die adaptive Antenne hat eine viel kleinere Reichweite5 wegen der hohen Frequenz. Deshalb muss sie - allein um das zu kompensieren - bis zu 12 Mal stärker strahlen als bisherige Antennen.
  • Der Beam einer adaptiven Antenne ist nach 100 Metern bereits rund 30 Meter breit und bestrahlt alle Personen hinter, vor und neben dem Nutzer mit.
  • Schliesslich nimmt die Strahlung nur theoretisch gemittelt (das BAFU schreibt «insgesamt»6) ab, und zwar über die Fläche, also über Wald, Wiese, Berge und Siedlungsgebiete gemittelt.

Die Mittelung über 6 Minuten soll, gemäss Bundesrat, für die Antennenanwohner trotz der enorm hohen Spitzen zu gleich viel Strahlung führen wie bisher. Damit jedoch wird die Gesundheit der Anwohner auf unverantwortliche Art gefährdet. In ihrem Newsletter vom Januar 2021 hat die beratende Expertengruppe des Bundes BERENIS eine vom BAFU finanzierte Studie7 veröffentlicht. Die Studienautoren erwarten negative Gesundheitseffekte bereits bei 5 V/m erwartet - und zwar bei Menschen mit Vorerkrankungen, bei ganz jungen Kindern ebenso wie bei alten Individuen. Mit den adaptiven Antennen sind kontinuierliche Spitzen von bis zu 18 V/m möglich. Der ständige extreme Wechsel der Strahlenbelastung ist für den Körper zudem Stress pur. Wir können dies vergleichen mit unserer Alltagserfahrung: ständige Luftdruckschwankungen verursachen Kopfschmerzen, Temperaturschwankungen belasten das Herz, Blitzlichter schaden dem Auge.

Ginge es nach dem Bundesrat, sollen nun genau die viel schädlicheren und nicht messbaren adaptiven Antennen viel stärker strahlen dürfen als die konstant strahlenden Antennen.

Dauerhafte Pulsation adaptive 5G-Antenne vereinfachte Darstellung
Der Grenzwert ist nur im Durchschnitt eingehalten.

Indem der Bundesrat definiert, dass die enorme Verstärkung der Antenne keine «Änderung» der Anlage sei, will er jegliches Einsprache- und Informationsrecht aufheben. Die Betreiber sollen, gemäss Bundesrat, ein Formular an den Kanton schicken und von diesem Moment an mit bis zu 10-facher Leistung senden dürfen. Diese rechtswidrige Verordnung kommt mit bisherigen Urteilen in Konflikt: Das Berner Verwaltungsgericht8 sowie das Zürcher Baurekurs-Gericht hielten bereits fest, dass die Anwendung des Korrekturfaktors eines erneuten Baubewilligungsverfahrens bedarf. Denn die bundesgerichtliche Rechtsprechung ist klar: Ändert sich ein Einfluss auf die Umwelt, ist eine Baubewilligung nötig9.

Der Verein Schutz vor Strahlung fordert den Bundesrat auf, unverzüglich die Verordnung wieder zurück zu nehmen und anschliessend echte Rechtssicherheit aus Sicht der Anwohner, und nicht aus Sicht der Antenne zu schaffen. Unser Verein wird jeden unterstützen, sein Recht auf Information, auf Einsprache und rechtliches Gehör sowie Schutz der Gesundheit nach Möglichkeit durchzusetzen – seien es Antennenanwohner, Gemeinden oder seien es die Kantone.

Medienkontakt Verein Schutz vor Strahlung
Rebekka Meier, Präsidentin und Leiterin der Baurechtsabteilung
rebekka.meier@schutz-vor-strahlung.ch
032 652 61 61

Grenzwert-Überschreitungen an der TagesordnungMedienmitteilung «Telekom-Firmen wirken bei 5G-Kontrollmessungen mit»

Zürich, 13. Dezember 2021  Die Strahlung von 5G-Antennen kann heute nicht effektiv gemessen werden. «Mess»-Resultate beruhen lediglich auf Modellrechnungen. Es sind letztendlich Schätzungen, die durch die Mobilfunkbetreiber beeinflussbar sind. Die…

Medienmitteilung «Telekom-Firmen wirken bei 5G-Kontrollmessungen mit»

Zu starke Strahlung wegen skandalöser Messmethode erwartetSo mangelhaft werden 5G-Antennen kontrolliert

Mobilfunkantennen unterstehen einer gesetzlichen Kontrolle. Doch die Strahlung von 5G-Antennen kann gar nicht effektiv gemessen werden. Die Messresultate beruhen auf Modellrechnungen, die auf Angaben der Mobilfunkbetreiber basieren. Viele Antennen werden erst gar nicht gemessen. Es sind enorme Grenzwertüberschreitungen zu erwarten. Um den Skandal abzuwenden, müssen die Behörden jetzt handeln!

So mangelhaft werden 5G-Antennen kontrolliert

Kann man adaptive Antennen messen?

Jein. Man kann messen…

… dass ein Signal vorhanden ist

… wie stark das Signal im Moment durchschnittlich ist

Man kann nicht messen….

… wie stark die kurzen Leistungsspitzen sind

… wie stark die Antenne senden wird, wenn sie maximal strahlt (zum Beispiel abends, wenn viele ihr Festnetz darüber abwickeln)

17 Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Warum? – Darum: 1. Geldgier, 2. gutes Ansehen (vor vielen), 3. Machttrieb

    Dies als Antwort kurz und bündig.
    Alles Menschen, die sind mündig.
    Gegen die Unzufriedenheit,
    sind sie leider bereit,
    Grenzen zu durchbrechen,
    zu begehen diese Verbrechen.
    Und der Staat?
    Deckt diesen Verrat!
    Was ist mit der Wahrheit, den Fakten?
    Verschwunden in dicken Gerichtsakten!

  2. Wenn das Szenario gemäss Tabelle oben eintrifft weiss ich nicht wohin ich mich retten kann. Ob ich diese Strahlungen aushalten kann weiss ich nicht. Kann schon jetzt wenn 5G geschaltet ist nur mit Abschirmung und Tabletten schlafen. Am Tag wird die hohe Strahlung für mich zum Ueberlebensproblem. Ich bin 80 Jahre alt. Hanna

  3. Ich bin empört und entsetzt über die aus meiner Sicht, möglicher korrupter hinterhältiger Vorgehensweise des Bundesrates, die 5G Strahlungen auf dem Weg, wie in der Medienmitteilung beschrieben, erhöhen zu wollen. Ich frage mich auch, in welchem Zusammenhang dies auch mit der jetzigen “Corona Pandemie” stehen könnte! Totalitäre Kontrolle des Staates, Steuerung der Menschen über 5G? Ich finde solche Gedanken nicht mehr absurd, da doch viele Situationen, die vor zwei Jahren unvorstellbar waren oder verneint wurden, jetzt tatsächlich eingetroffen sind. Wird das Volk mit 5G Strahlenbelastung “zugedeckt”, bezeichne ich dies als Nötigung der Menschheit auf allen Ebenen.
    Ich selber bin Elektrosmok-Sensibel. Habe meine Wohnung gegen Strahlungen etwas abgeschirmt. Ich bin mir bewusst, dass ich mich den Strahlungen nicht entziehen kann. Beim Gedanken, dass uns 10-faches Strahlenpotenzial erreichen könnte, macht mir echt sorgen. Sorgen bezüglich unserer Gesundheit und vieles mehr. Ich weiss noch nicht genau, wie ich mich persönlich in dieser Sache engagieren kann. Werde mich noch darum bemühen.
    Ich danke allen, die sich für diese Sache unermüdlich einsetzen!

  4. 5G ist schon jetzt eine langfristig tödliche Überdosis! Nur die Dümmsten Lämmer glauben dem bösen Wolf, welcher bei Hunger immer sagt, dass er nicht beisst! Hier wird gelogen, gebissen und gefressen und keiner der Verantwortlichen Schafe merkt angeblich etwas?! Weil, es geht um Geld, um Business und ums schnelle Filme/Porno schauen… auf Kosten aller und vor allem der Kinder, welche 6 mal stärker durch die Strahlung betroffen sind als Erwachsene! Wie viele Leute müssen sterben, bis es Urs Schäppi und seine anderen mehrheitlich staatlich finanzierten Komplizen dies einsehen und öffentlich zugeben? Wie tief müssen unsere Immunsysteme noch fallen? Donnerwetter, sind denn 99% von allen komplett blind?

  5. Sowas ist kaum zu fassen. Leben wir in einer Wirtschafts-Diktatur in welcher Konzerne der Bevölkerung ihren Willen aufZWINGEN können ? Wir werden uns auf einen SCHARFEN Kampf einlassen müssen. Normale Reaktion wenn die Demokratie von “Oben” aus ausgehöhlt wird.

  6. Warum versteht ein Teil der Wirtschaft nicht, dass ihre Mitarbeitenden durch die Strahlung krank und damit weniger leistungsfähig wird. Wir haben immer mehr physische und psychische Probleme in der Gesellschaft, die massiv auf die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft schlagen. Krankheitsfälle und sonstige Absenzen sind schlicht Kosten! Diese sollten quantifiziert und die Entwicklung beobachtet werden.
    Wen man einmal diese Sichtweise einnimmt, dann wird es einfacher künftige Lösungen für die mobile Kommunikation zu definieren.

    Für mich ist klar, die SaferPhone Initiative adressiert diese Punkte in einer sehr seriösen Art.

  7. Ich habe allen Ständeräten UND an Frau Sommaruga (eingeschrieben) einen deutlichen informativen und aufklärenden Brief geschickt auf die Abstimmung (geplant 2.12.). Kann KEINER von ihnen sagen, er habe es nicht gewusst!
    Gnade den Verantwortlichen, die für die Strahlung anstatt für den Menschen gestimmt haben.
    Gnade den Verantwortlichen, die die Menschen anlügen und behaupten, Strahlung schade nichts.

    – Unsere Chance ist noch die Safer-Phone-Initiative.

    1. Trotz der Einsprache hier in Oberentfelden wurde am 6.Dez. eine Baubewilligung erteilt, obwohl die Einsprache, ganz klar, Fehler, in der Berechnung der Strahlenwerte aufzeigt.
      Keine 50m weit weg, werden Schüler unterrichtet werden, es befinden sich zwei Kindergärten in unmittelbarer Nähe. Zwei Wohnheime und eine Werkstatt für behinderte Menschen, ein Altersheim und eine Alterssiedlung, alles innerhalb von 400m. Trotzdem soll das eine Industriezone sein, wo noch weitere Antennen aufgestellt werden sollen.
      Daher möchte ich dasselbe tun wie sie; Würden sie mir bitte, die Kontaktdaten, die sie selbst benutzt haben, senden. Danke!
      Es kann nicht sein, dass sich gerade in dieser Zeit, niemand für das Wohl von besonders gefährdeten Menschen interessiert.
      Wohin schauen die Politiker eigentlich? Was hören sie? Was reden sie?

      1. Liebe Frau Giampa,
        Das mache ich gern. Die Anreden auf meiner Liste sind allerdings noch vom ‘letzten’ Jahr. Man müsste sie von hier neu anpassen: https://www.parlament.ch/de/organe/Seiten/Adressen.aspx

        An wen dürfte ich meine leicht ‘veraltete’ Adress-Liste senden? Gäbe es eine Mail-Adresse? (Gern darf SvS sonst meine Mail-Adresse an Frau Anna Maria Giampa herausgeben, dann können Sie mich direkt anschreiben. So bleiben die Daten ‘intern’).
        Mit freundlichen Grüssen, Sabine Bryner

        1. Guten Tag Frau Bryner,

          gerne hätte ich den direkten Mail-Kontakt zu ihnen, auch weil ich noch einige Fragen an sie habe. Daher bitte ich um einen Austausch der Kontaktdaten.
          Vielen Dank
          Anna Maria Giampa